Nach der Pokal-Blamage schaut derFC Bayern München nun auf das große Finale in der Champions League - und versucht, die jüngsten Erlebnisse zu vergessen.
Die großen Plakate sollen die Bayern-Stars aufmuntern: "Pack ma's" und "Mia san mia" ist in der ganzen Stadt zu lesen. Das Finalfieber hat München trotz des Pokal-Debakels gepackt. Auch die von Borussia Dortmund beim 2:5 entzauberten Profis lösen sich langsam aus der Schockstarre und richten den Blick auf das große Endspiel am Samstag (19.05.12) gegen den FC Chelsea.
Schwur geleistet
Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger forderte dann auch von seinen Kollegen, "dass wir Stärke zeigen und zusammenstehen müssen". Schon in Berlin habe man einen entsprechenden "Schwur" geleistet, verriet Arjen Robben. Dennoch richtete auch Spielführer Philipp Lahm einen Appell an die Mannschaft: "Wir müssen uns aufrichten und das Dortmund-Spiel schnell vergessen."
Dies rät auch Ex-Keeper Oliver Kahn, der mit seiner Einstellung "weiter, immer weiter" oft genug Erfolg hatte: "Am besten, man verdrängt das. Sie müssen die Löschtaste betätigen und sich total darauf konzentrieren, was sie jetzt erreichen können. Die Champions League zu gewinnen, das steht über allem." Nur so können die Bayern ihre Saison noch retten, die bisher in der Liga und im Pokal enttäuschend verlaufen ist.
"Finale überstrahlt alles"
An eine weitere Enttäuschung will sich auch Superstar Franck Ribery vor dem "wichtigsten Spiel meiner Karriere" nicht denken. Entsprechend kämpferisch gibt sich der Franzose. "Wir werden alles geben. Wenn wir gewinnen, ist alles gut." Und damit sie gewinnen, sprechen sich die Bayern Mut zu. "Wir haben in der Champions League bisher herausragende Leistungen gezeigt. Wir haben zuletzt den spanischen Meister besiegt. Am Samstag können wir die Saison krönen. Das Finale überstrahlt alles", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.
Der Druck ist auf jeden Fall riesig, nicht erst seit Samstag, als auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seine Profis ins Gebet genommen hatte. "Ich verlange von der Mannschaft, dass mit Leidenschaft und Wille und auch mit der Aggressivität gespielt wird, um einen Gegner wie Chelsea zu besiegen", sagte Rummenigge.
Abwehr macht Sorgen
Hoffnung machen neben dem Heim-Vorteil die starken Auftritte in dieser Königsklassen-Saison, in der das Team ein "fantastisches Gesicht" gezeigte habe, betonte Nerlinger. Doch können die Münchner so einfach den Schalter umlegen? Am Montag wurde noch einmal öffentlich an der Säbener Straße trainiert, am Dienstag ist frei. Dann werden die Schotten dicht gemacht. Im Geheimen bereitet Jupp Heynckes den Rekordmeister auf sein Jahrhundertspiel vor.
Der 67-Jährige ist mehr denn je als einfühlsamer Fußball-Lehrer gefordert - und muss die Abwehr stabilisieren. "Das darf uns in der nächsten Woche nicht passieren, dass wir in der Defensive so große Schwächen offenbaren", sagte Heynckes. Dass statt der drei DFB-Pokal-Finalisten Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo wegen Gelb-Sperren drei andere Profis (vermutlich Anatoli Timoschtschuk, Diego Contento und Thomas Müller) ins Team rücken, dürfte die defensiven Sorgen nicht unbedingt verkleinern. Daniel van Buyten lief nach langer Verletzung schon wieder für die Amateure auf - aber gegen Chelsea?