Nach großen Erfolgen neigt der Mensch dazu, sich eine Weile auf den Lorbeeren auszuruhen. Das dürfte dem FC Bayern in der 51. Bundesliga-Saison trotz des zurückliegenden Triple-Erfolgs nicht passieren. Dafür sorgt schon allein die Verpflichtung des neuen Trainers Pep Guardiola. Der Rekordmeister ist beseelt von dem Gedanken, mit dem Spanier an die erfolgreiche Saison unter Jupp Heynckes anzuknüpfen und will eine Erfolgsära einläuten. Doch die Niederlage im Supercup gegen Borussia Dortmund hat gezeigt, dass mit dem BVB zumindest ein Konkurrent den Bayern in der Liga gefährlich werden kann.
1. Personelle Situation
Ein ohnehin schon mit Stars gespickter Kader wurde noch einmal mit außergewöhnlicher Qualität verstärkt. Mit dem 21 Jahre alten Ex-Dortmunder Mario Götze und dem 22-jährigen frischgebackenen spanischen U21-Europameister Thiago vom FC Barcelona wurden nicht nur zwei junge, sondern vor allem zwei hochbegabte Spieler verpflichtet, die sich spätestens in dieser Saison endgültig in der Rubrik "Weltklasse" festspielen möchten. Dazu kommt noch Innenverteidiger Jan Kirchhoff von Mainz 05.
Dagegen verließen mit Anatoli Timoschtschuk (Zenit St. Petersburg) und Mario Gomez (AC Florenz) lediglich zwei Spieler den Verein, die in der zurückliegenden Saison ohnehin nicht erste Wahl waren. Trainer Guardiola kann also aus dem Vollen schöpfen. Noch nie hatte der Rekordmeister so viele Stars im Kader. Wer in allen Wettbewerben inklusive Klub-WM um den Titel mitspielen will, muss gerüstet sein. Die Bayern sind es definitiv.
2. Stärken und Schwächen
Selbstvertrauen und individuelle Klasse sind beim FC Bayern derzeit im Überfluss vorhanden. Unter dem neuen Trainer wollen und müssen sich alle Spieler neu beweisen und sind entsprechend motiviert. Dazu kommt noch, dass die Chemie innerhalb der Mannschaft trotz der Ansammlung an Superstars außergewöhnlich gut ist. Das Umfeld ist normalerweise im Jahr eins nach einem Erfolg in der Champions League ebenfalls etwas unaufgeregter als gewöhnlich. Die Bayern-Fans sind im Feier-Modus und nur schwer davon abzubringen. Beste Voraussetzungen also, um erneut in allen Wettbewerben ganz vorne zu landen.
Der FC Bayern 2013/14 kann sich nur selbst schlagen. Allerdings wirbelt der neue Coach Guardiola ziemlich viel durcheinander. Was in der letzten Saison zum Triple-Sieg gereicht hat, zählt in diesem Jahr nicht mehr viel. Einige Stars müssen auf anderen Positionen ran, manchen etablierten Kräften droht die Ersatzbank. Das birgt jede Menge Konfliktpotenzial. Sollten außerdem über einen längeren Zeitraum alle Stars fit sein, ist Guardiola als Moderator gefragt. Leistet er sich Fehleinschätzungen, droht Diven-Zoff.
3. Trainer
Pep Guardiola war weltweit die heißeste Trainer-Aktie der letzten zwölf Monate. Einige Großklubs und Nationalmannschaften buhlten um die Gunst des Erfolgscoaches vom FC Barcelona. Der FC Bayern bekam letztlich etwas überraschend den Zuschlag. Ein Ritterschlag für den Klub, der seitdem international auf Augenhöhe mit Manchester United, Real Madrid oder dem FC Barcelona wahrgenommen wird.
Cruyff-Schüler Guardiola gilt als Detail besessener Trainer, der auch die allerkleinsten Fehler seiner Spieler anspricht. Er hat über die Jahre sein eigenes Spiel-System entwickelt, das er gerade versucht den Bayern-Spielern näherzubringen. Aus der Grundordnung 4-1-4-1 heraus verlangt Guardiola jede Menge Flexibilität seiner Spieler. Man sagt, der 42-Jährige wäre obendrein aufgrund seiner emotionalen Intelligenz vor allem ein Trainer für den Menschen. Mit seinen Deutschkenntnissen beeindruckte er bei der offiziellen Vorstellung. Dennoch bleibt ein kleines Fragezeichen. Bisher trainierte er nur den FC Barcelona, den Klub, den er seit seiner Kindheit in und auswendig kennt. Der FC Bayern ist seine erste richtige Trainerstation, dazu noch im Ausland.
4. Prognose
Man muss kein Prophet sein, um sich zum Tipp hinreißen zu lassen, dass der kommende deutsche Meister FC Bayern heißen wird. Einzig Borussia Dortmund könnte den Münchnern gefährlich werden. Doch dazu müsste der BVB eine enorm starke Saison hinlegen und der FC Bayern ins Straucheln geraten. In der vergangenen Spielzeit lag der Triple-Sieger mit 25 Punkten vor dem Rivalen aus Westfalen. So groß wird der Abstand dieses Mal nicht, dennoch reicht es locker zum 24. Meistertitel.
Quelle: t-online.de